
Der Tennisarm ist eine Erkrankung, zu der man heute neue Erkenntnisse aus der Literatur ziehen kann. Zum einen bezüglich der Veränderungen, mit der die Erkrankung einhergeht und zum anderen bezogen auf die Empfehlungen, was zu tun ist. Betroffene mit einem Tennisarm können zunächst erheblich in ihren Arbeitsbelastungen, wie zum Beispiel dem Tragen von Lasten oder in ihrer Sportart wie dem Tennis eingeschränkt sein. Im folgenden Blogbeitrag bekommst du einen Überblick über das Beschwerdebild und einige Tipps für den Umgang damit.
Der Tennisarm geht mit einer schmerzhaften degenerativen Veränderung der Strecksehne des Unterarms einher. Die Erkrankung entsteht meist durch eine mechanische Überbelastung. Diese führt zu Stoffwechselveränderungen und kleinen Einrissen im Gewebe. Dadurch kommt es zu degenerativen Veränderungen und es entwickelt sich eine Tendinose (Nowotny et al., 2018).
Der bisher gängige Name in der Fachliteratur ist Epicondylitis lateralis. Das Wort beinhaltet „itis“, was Entzündung bedeutet. Untersuchungen haben allerdings gezeigt, dass der Zustand nicht als entzündlich, sondern als degenerativ zu betrachten ist Ikonen et al., 2021. Aufgrund dessen wird inzwischen die Erkrankung häufig „laterale Epikondyalgie“ oder „laterale Ellenbogentendinopathie“ genannt, dies entspricht eher der Veränderung der Sehne im Rahmen der Erkrankung. Es wird dadurch im Namen bereits deutlich, dass die Erkrankung nicht mit einer chronischen Entzündung einhergeht, die gehemmt werden muss (Smidt et al., 2011). Aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte wird die Krankheit aktuell klassischerweise als eine degenerative Überbeanspruchungstendinopathie, d. h. eine chronische Sehnenerkrankung bezeichnet. Sie ist unter anderem durch eine vermehrte Bildung von Bindegewebszellen, Minirissen im Gewebe und das Fehlen von entzündlichen Zellen gekennzeichnet (Bordachar, 2019).
Vom Tennisellenbogen sind 1-3% der Allgemeinbevölkerung betroffen. Überlastungen durch sich ständig wiederholendes Greifen, Tragen von Gewichten mit der Hand in Faustposition oder lange Greifbewegungen wie beim Tennis können Risikofaktoren für einen Tennisarm sein. Der dominante Arm ist häufiger betroffen. Den Risikofaktoren zu Folge ist es nicht verwunderlich, dass 15% der Menschen, die eine Arbeit mit viel Belastung der Strecksehnen ausführen und 9-40% der Tennisspieler im Laufe ihrer Tenniskarriere einen Tennisarm entwickeln. Obwohl der Name der Erkrankung suggeriert, dass Tennisspieler häufig an einem Tennisarm leiden, spielen tatsächlich nur ca. 10% der betroffenen Tennis (Bisset et al., 2006, Saremi et al., 2016, Kahlenberg et al., 2015, Degen et al., 2017, Chevinsky et al., 2017, Hasselbrock., 2019).
Der Tennisarm hat einen günstigen natürlichen Heilungsverlauf und ist in den meisten Fällen selbstlimitierend, wie auch die Frozen shoulder. Bei etwa 90% aller Menschen mit Tennisellenbogen heilt die Erkrankung innerhalb eines Jahres wieder aus. Vor dem Hintergrund, dass sich die Symptome meistens in einigen Wochen bzw. Monaten verbessern, sind anhaltende Symptome zunächst erstmal nicht besorgniserregend (Ikonen et al., 2021). Einschränkungen im Alltag bestehen bei 27% der Menschen mit Tennisarm. Außerdem kann es bei etwa 5% aufgrund der Beschwerden zu Krankheitstagen bei der Arbeit führen (Kahlenberg et al., 2015).
Anhand von klinischen und funktionellen Tests kann bereits sehr zuverlässig festgestellt werden, ob die Strecksehnen im Sinne eines Tennisellenbogens betroffen sind. Provokationstests wie Druck, Kraft und Dehnung werden von Physiotherapeuten oder anderem medizinischen Fachpersonal durchgeführt. Die Griffkraft dient zusätzlich als Funktionstest zur Beurteilung von Alltags-, Arbeits- oder Sportbelastungen und als Test für die Verlaufskontrolle. Zum Ausschluss anderer Erkrankungen kann der Arzt ein Ultraschall, Röntgen oder MRT durchführen. Ultraschall und MRT dienen außerdem auch der exakten Darstellung und Beurteilung der betroffenen Sehne (Ma & Wang, 2020).
Wie bereits beschrieben ist der Tennisarm natürlicherweise eine länger anhaltende Erkrankung. Daher wenden sich Betroffene früher oder später an medizinisches Fachpersonal um sich Hilfe zu suchen. Es gibt eine Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten – doch welche hilft wirklich?
In einigen Literaturarbeiten werden verschiedene Maßnahmen untersucht. Man unterscheidet die invasive Behandlung wie Operationen und Spritzen (Injektionen) und die nicht invasive Behandlung wie Physiotherapie. Operationen können bei einigen Erkrankungen durchaus sinnvoll und funktionsverbessernd wirken, jedoch zeigt sie bei einem Tennisarm im Vergleich zu einer Placebo Operation keinen zusätzlichen Effekt. In der Untersuchung, in der dies herausgefunden wurde, ging es um eine laterale (äußere) Entlastungsoperation (Kroslak & Murrell, 2018). Ähnlich verhält es sich mit Spritzen. Im Vergleich zur Placebomaßnahme verschlechterten sich die Probanden mit einer Kortisonspritze sogar innerhalb von einem Jahr (Coombes et al., 2013).
Zu den physiotherapeutischen Maßnahmen gehören aktive und passive Techniken und Tapen. Untersuchungen stellen fest, dass Übungen verglichen mit passiven Behandlungen etwas effektiver sind (Karanasios et al., 2020). Festes Tape kann akut die Kraft und den Schmerz verbessern. Bezüglich des kurzzeitigen Effektes von Kinesiotape gibt es in der Literatur widersprüchliche Aussagen. Das bedeutet, es gibt sowohl Untersuchungen die einen Effekt zeigen als auch welche in denen kein weiterer Benefit durch Kinesiotape festgestellt werden konnte (George et al., 2019). Die Wirkung von aktivem Bewegungstraining auf die Stimulierung des Sehnenumbaus und die Erzeugung muskulärer Anpassungsreaktionen ist eindeutig dokumentiert (Coombes et al., 2009).
Akupunktur und Stoßwellen sind gängige zusätzliche Maßnahmen, die zur Behandlung von Tennisellenbogen eingesetzt werden. Durch Akupunktur wurde kein positiver Effekt festgestellt, der länger als 24 Stunden anhält (Green et al., 2002). Stoßwellentherapie im Vergleich zur Placebobehandlung bringt einen geringen bis moderaten Benefit (Karanasios et al., 2020).
Das Fazit ist, dass sich der Tennisarm spontan verbessern wird und dass zu viel Behandlung die Beschwerden der Betroffenen sogar verschlechtern können. Daher ist die Empfehlung, eindeutig invasive Therapien zu vermeiden und die Erkrankung, wenn überhaupt in seinem natürlichen Verlauf durch Maßnahmen wie Physiotherapie zu unterstützen (Ikonen et al., 2021).
In folgender Grafik wird veranschaulicht, wie sich der Schmerz beim Tennisarm mit verschiedenen Interventionen verhält. Die gestrichelte Linie zeigt den Verlauf mit einer Kortisonspritze. Der Schmerz wird zwar zunächst besser als in den beiden anderen Gruppen, nach 6 Wochen allerdings dann zunehmend schlechter. Das Ergebnis nach 52 Wochen ist mit der Kortisonspritze im Vergleich zum natürlichen Verlauf (rot) und Physiotherapie (rosane Punkte) schlechter, das bedeutet die Heilung wird durch die Kortisonspritze vermutlich verzögert (Bisset et al., 2006).
Grafik: Auf der X-Achse wird die Schmerzintensität von 0 (kein Schmerz) bis 70 (sehr starker Schmerz) angegeben. Auf der y-Achse sieht man den Verlauf der Erkrankung innerhalb von 52 Wochen (Bisset et al., 2006).
Wie oben beschrieben, ist der Tennisarm oft selbstlimitierend und bei etwa 90% aller Menschen mit Tennisellenbogen heilt die Erkrankung innerhalb eines Jahres wieder aus. (Ikonen et al., 2021) Es kann aber durchaus sein, dass es schneller geht. Versuche deinen Alltag so gut wie möglich weiter fortzuführen. Außerdem kann es helfen, allgemein aktiv zu bleiben, sodass dein Stoffwechsel und die Durchblutung im Körper positiv beeinflusst werden. Durch Physiotherapie bzw. einfache Übungen kannst du versuchen den natürlichen Heilungsverlauf positiv zu beeinflussen.
Im Folgenden findest du Übungsoptionen zu Dehn- und Kräftigungsübungen, die wir für dich zusammengestellt haben:
Die Übungen dürfen 2-3 Mal pro Woche durchgeführt werden, sodass nach jeder Übungseinheit ein Tag Pause gewährleistet ist. Ein leichtes Ziehen oder ein leichter Schmerz, maximal 3 von 10 (10=schlimmster Schmerz) ist erlaubt. Nach der Trainingseinheit ist die 24-Stunden Regel relevant. Die Beschwerden dürfen initial schlechter werden, sollten aber innerhalb von 24 Stunden wieder auf dem Ausgangsniveau oder besser sein. Ist das nicht der Fall, war die Dosierung zu hoch. Die Parameter wie Wiederholungen und Gewicht müssen individuell gewählt werden und stellen nur ein Beispiel dar.
Für Hilfe in deiner Rehabilitation, Physiotherapie oder Personal Training, kontaktiere uns gerne.
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Ich bin David Kunzmann, Sportphysiotherapeut, Personal-Trainer und Geschäftsführer der DK Sports & Physio GmbH. Ich manage und optimiere die Rehabilitation und Leistungsfähigkeit von Leistungssportlern & aktiven Erwachsenen.
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