Schulterschmerzen durch „Impingement-Syndrom“?

Was kann man dagegen tun und ist der Name noch up-to-date?

Schulterschmerzen sind die dritthäufigste muskuloskelettale Beschwerde. Die Prävalenz liegt in der Allgemeinbevölkerung zwischen sieben und 27 Prozent, bei Sportlern, die mit dem Arm über Kopf arbeiten, sogar zwischen 36 und 66 Prozent. Die häufigste Diagnose bei Schulterschmerzen ist das subakromiale Schmerzsyndrom (SAPS), auch „Schulter-Impingement-Syndrom“ genannt, mit einer Prävalenz von 36 bis 48 Prozent aller Schulterschmerzen.

Was ist ein Impingement-Syndrom?

„Impingement“ bedeutet „Zusammenstoß“. 1972 führte Dr. Charles Neer die Theorie ein, dass Rotatorenmanschettenprobleme durch den Kontakt der Sehnen mit dem Akromion (Schulterdach) entstehen . Diese Theorie beruhte jedoch nicht auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen . Neer vermutete, dass 95 Prozent der Risse der Rotatorenmanschette durch Impingement verursacht werden . Millionen Menschen haben sich weltweit einer Akromioplastik unterzogen, um das Impingement zu verhindern, obwohl später Studien diese Theorie in Frage stellten.

Ist der Name up-to-date?

Ein systematischer Review und eine Metaanalyse aus dem Jahr 2020 fanden keinen Zusammenhang zwischen der Größe des subakromialen Raums und Schmerzen. Die Autoren empfehlen eine Behandlung, die biomedizinische und biopsychosoziale Faktoren berücksichtigt . Weitere Studien zeigten, dass eine chirurgische Dekompression keinen zusätzlichen Nutzen im Vergleich zu konservativer Behandlung bietet.

Warum sollte der Name geändert werden?

Einige Fachleute fordern, den Begriff „Impingement-Syndrom“ aufzugeben und es als „anterolaterales Schulterschmerzsyndrom“ oder „rotator cuff related shoulder pain“ (RCRSP) zu bezeichnen . Der Begriff „Impingement“ kann Patienten irreführen und das Vertrauen in konservative Therapien mindern.

Was kann man dagegen tun?

Ein Übungsprogramm zeigt bei subakromialem Impingement-Syndrom ähnliche Ergebnisse wie eine Operation. Eine Studie fand, dass sowohl arthroskopische Dekompression als auch Übungstherapie nach fünf Jahren ähnliche Ergebnisse erzielten . Weitere Untersuchungen raten von chirurgischen Dekompressionen ab und betonen die Wirksamkeit von Übungstherapie.

Übungen

Ein spezifisches Übungsprogramm ist noch nicht eindeutig festgelegt, was uns mehr Freiheit in der Anpassung an individuelle Patientenbedürfnisse gibt. Übungen können nicht nur Mobilität und Kraft verbessern, sondern auch Kinesiophobie verringern und das Vertrauen in die Schulter stärken.

Fazit

Die Ergebnisse stellen die Notwendigkeit der subakromialen Dekompression in Frage und unterstützen die Leitlinien, die von dieser Operation abraten . Ein konservativer Therapieansatz, angepasst an die individuellen Bedürfnisse der Patienten, ist sinnvoll. Trainingstherapie bietet viele Vorteile und kann ein effektiver Weg zur Genesung von Schulterschmerzen sein.

 

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