Scapula alata – Die Engelsflügel

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Die Scapula alata, auch als Engelsflügel bekannt, ist ein seltenes Phänomen, bei dem die Schulterblätter flügelartig vom Brustkorb abklappen können. Dies tritt auf, wenn die Muskulatur, die das Schulterblatt stabilisiert, ihre Funktion verliert. Die häufigste Ursache ist eine Schädigung der das Schulterblatt versorgenden Nerven. Weitere Ursachen können Muskeltraumata, Unfälle, Operationen und schwache Muskeln ohne Nervenschädigung sein. Manche Betroffene bemerken die Symptome nicht, während andere bei Überkopftätigkeiten oder Armbewegungen Einschränkungen spüren.

Anatomie und Entstehung

Wichtige Muskeln zur Fixierung des Schulterblatts sind der Musculus serratus anterior, Mm. Rhomboidei und M. trapezius. Schäden an diesen Muskeln oder den sie versorgenden Nerven können zu einer Scapula alata führen. Der M. serratus anterior ist dabei am häufigsten betroffen, oft durch traumatische oder nicht-traumatische Ursachen wie Unfälle, repetitive Bewegungen oder Infektionen.

Zur Bestimmung der betroffenen Nerven und deren Schäden wird durch gezielte Tests, wie das Drücken des Arms gegen eine Wand, die Lähmung des Serratus anterior erkannt. Die häufigsten Ursachen für eine Läsion sind Zugverletzungen, Kompressionsverletzungen und neuralgische Amyotrophie, eine seltene Nervenerkrankung . Auch andere Nerven wie der N. dorsalis scapulae und der N. accessorius können betroffen sein, wobei die Symptome jeweils variieren.

Betroffene und Ursachen

Die Scapula alata ist selten. Studien berichten von Inzidenzen von etwa 15 Fällen bei 7.000 Patienten, die für andere neurologische Probleme untersucht wurden . Häufig tritt sie nach Brustkrebsoperationen auf, bei denen der lange Brustnerv geschädigt wird. Auch bestimmte Berufe und Sportarten können durch repetitive Bewegungen das Risiko erhöhen. Dennoch sind diese Ursachen selten.

Therapieansätze

Zunächst wird meist eine konservative Therapie empfohlen. Diese umfasst Schmerztherapie, Dehnübungen und Physiotherapie zur Kräftigung der Muskulatur. Die Symptome bilden sich in vielen Fällen innerhalb von 1-24 Monaten zurück . Sollte dies nicht der Fall sein, können operative Maßnahmen wie Nervenrekonstruktionen, Muskeltransferoperationen oder Nervenfreilegungen in Betracht gezogen werden.

Exkurs: Skapulothorakaler Rhythmus und Skapuladyskinesie

Der skapulothorakale Rhythmus beschreibt die koordinierte Bewegung von Oberarm, Schulterblatt und Schlüsselbein. Störungen, sogenannte Skapuladyskinesien, können durch neurologische, knöcherne oder muskuläre Probleme entstehen. Diese Dyskinesien werden diagnostiziert, indem die Bewegungen des Arms beobachtet und spezifische Muskeltests durchgeführt werden.

Behandlungsansätze

Behandlungen fokussieren auf Kraft- und Mobilitätsübungen. Ein weiterer Ansatz ist das Training der neuromuskulären Kontrolle und Koordination der betroffenen Muskulatur. Funktionen wie visuelles, akustisches und kinästhetisches Feedback spielen eine Rolle bei der Verbesserung der Schulterblattposition . Ein Rehabilitationsprogramm umfasst:

  1. Korrekte Schulterblattposition beachten
  2. Übungen mit kurzem Hebel (ohne Zusatzgewicht)
  3. Progressive Steigerung mit Zusatzgewichten
  4. Abschluss mit Schnellkrafttraining

Fazit

Die Scapula alata kann zu Bewegungseinschränkungen und Schmerzen führen, muss aber nicht immer der Grund dafür sein. Wichtig ist eine umfassende Diagnose und angepasste Therapie, um die Beschwerden zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern.

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