Patellofemorales Schmerzsyndrom (PFSS)

  1. Was ist es und wo tut es weh?
  2. Wer ist betroffen?
  3. Grundlegendes zum PFSS
  4. Behandlung
  5. Fazit

1. Was ist es und wo tut es weh?

Das Patellofemorale Schmerzsyndrom (PFSS) ist ein Problem, welches sich hauptsächlich an der Vorderseite des Knies, insbesondere an der Unterseite oder an den Rändern der Kniescheibe, bemerkbar macht. Es können ein oder beide Knie betroffen sein. Patellofemorale Schmerzen sind in der Regel schlimmer beim Treppensteigen, bei Kniebeugen, beim Bergaufgehen oder nach langem Sitzen.

Die meisten Menschen erholen sich vom Patellofemoralen Schmerzsyndrom, indem sie sich ein wenig ausruhen und dann langsam zu normaler Aktivität zurückkehren – jedoch nicht alle. Diese Art von Knieschmerz kann große Geduld erfordern und wird manchmal zu einem ernsthaften, belastenden und bleibendem Schmerzproblem.

2. Wer ist betroffen?

Bei aktiven Menschen kann es 25% bis 40% aller Knieprobleme ausmachen, die in einer sportmedizinischen Klinik behandelt werden, obwohl die tatsächliche Häufigkeit nicht bekannt ist. (1) Studien zufolge sind Frauen häufiger vom PFSS betroffen als Männer, und zwar in einem Verhältnis von fast 2:1. (2,3) Das Alter des Auftretens ist typischerweise bei Jugendlichen und Erwachsenen im zweiten und dritten Lebensjahrzehnt. (2) Die Prävalenz im Jugendalter wird mit über 20% angegeben. (4)

3. Was du grundlegend über das Patellofemorale Schmerzsyndrom wissen solltest

Durchschnittliche Fälle erholen sich in der Regel innerhalb weniger Monate mit einer einfachen Anpassung der Belastung und Physiotherapie. (5) 

„Klassische Physiotherapie“ (Massagen, Manuelle Therapie, Ultraschall, Taping,…) ist wahrscheinlich weniger wirksam, aber die Genesung schreitet trotzdem voran, einfach weil der Körper ziemlich gut darin ist, zu heilen. 

Wichtig ist wie erwähnt in erster Linie das „Belastungsmanagement“, vor allem zu Beginn oftmals durch mehr Ruhe als die Meisten denken. 

Das ist in der Theorie einfach, aber in der Praxis schwierig, und es funktioniert nicht bei allen Ursachen von Schmerzen im vorderen Knie. Viele Ärzte und Therapeuten glauben, dass das Problem im Wesentlichen „mechanisch“ ist, und versuchen es zu beheben – z. B. mit korrigierenden Übungen, Dehnungen und Operationen -, aber das ist eine vereinfachte Sichtweise dessen, was das Problem alles umfassen kann.

Schmerzen im Patellofemoralgelenk scheinen in den meisten Fällen tatsächlich nicht mit einer erkennbaren Schädigung/Degeneration der Strukturen, Dysfunktion oder Fehlfunktion, Asymmetrie oder Muskelschwäche in Verbindung zu stehen. (6,7) Manchmal tut es einfach nur weh, obwohl das Knie – ja, das ganze Bein – in jeder Hinsicht gesund zu sein scheint. Das kann einem natürlich etwas seltsam vorkommen, ist aber bei vielen Krankheitsbildern, die schon über längere Zeiträume bestehen (auch chronisch betitelt), sehr häufig zu beobachten. Es gibt seit vielen Jahren schon überwältigende Beweise dafür, dass Schädigung oder Degenerationen von Strukturen keine hin- und ausreichende Erklärung für chronische Schmerzen sind, z.B. bei Rückenschmerzen, Nackenschmerzen und Kniearthrose. (8)

4. Wie behandelt man es?

Viele Patienten mit PFSS zeigen, wie oben bereits erwähnt, keine Anzeichen einer mechanischen Fehlfunktion. Stattdessen wird bei einer sorgfältigen Befragung häufig eine Überlastung des Patellofemoralgelenks beschrieben, die zur Entwicklung von PFSS führen kann. (9) Es wurden Studien durchgeführt, die zeigen, dass eine erhöhte Belastung des Gelenks, wie z. B. gelaufene Kilometer/Trainingsvolumen, mit der Entwicklung von PFSS korrelieren. Die Patienten geben in der Regel an, dass die Schmerzen während einer Phase erhöhter Aktivität begannen. (10,11) Zu den Risikofaktoren, die zu einer Überlastung führen und damit das Risiko für PFSS erhöhen können, gehören das ausgehende Fitnessniveau, das vorangegangene Trainingsprogramm und ein BMI >25. (12)

Wenn der Patient bei den Übungen Schmerzen verspürt, sollten die Übungsparameter oder die Übung selbst angepasst werden. Die Therapie sollte patienten- & anforderungsspezifisch und auf die Behebung der vorliegenden funktionellen Auffälligkeiten zugeschnitten sein. Chirurgische Interventionen werden nicht empfohlen und gelten als letzter Ausweg. (15) 24 Monate lang sollte eine nicht-operative Therapie durchgeführt werden, bevor ein operativer Eingriff in Betracht gezogen wird. (15)

Die Prognose des Patellofemoralen Schmerzsyndroms ist gut, allerdings haben etwa 40% der Patienten, bei denen ein PFSS diagnostiziert wurde, ein Jahr nach der typischen Behandlung weiterhin Symptome. (16) Eine Studie hat gezeigt, dass nach sieben Jahren fast 85% der Patienten, die mit einem Heimtrainingsprogramm behandelt wurden, nach eigenen Angaben erfolgreich waren. Zu den Faktoren für eine schlechte Langzeitprognose gehören eine hypermobile Patella, ein höheres Alter und bilaterale Symptome. (17)

Diese Übungen können in der Physiotherapie & Rehabilitation hilfreich sein:

5. Fazit

Die Patienten sollten über die Diagnose, die Ursachen und die Behandlung aufgeklärt werden. Sie sollten eine Liste mit Übungen erhalten, die sie zu Hause durchführen können, oder eine Physiotherapie verordnet bekommen, in der sie lernen, wie sie die entsprechenden Übungen durchführen können. Den Patienten wird geraten, sich zu Beginn (akuter Phase) auszuruhen und die Belastungen anzupassen. Nichtsdestotrotz ist das Patellofemorale  Schmerzsyndrom eine Erkrankung mit einer relativ guten Prognose, die den Patienten jedoch aufgrund der Schmerzen für einen individuellen Zeitraum erheblich einschränken kann. Bei Patienten mit vorderen Knieschmerzen ist die Anamnese entscheidend für die richtige Diagnose. Sobald die Diagnose feststeht, muss der Arzt den Patienten über den zeitlichen Ablauf der Behandlungen und die Notwendigkeit von Ruhepausen aufklären. Physiotherapie kann in der Erholungsphase der Erkrankung wichtig sein und sollte begonnen werden, sobald der Patient Aktivität tolerieren kann. Es ist wichtig eine klare Kommunikation mit den Physiotherapeuten zu führen, um die Ergebnisse für den Patienten zu verbessern. Es ist auch wichtig von den Therapeuten zu erfahren, wann der Patient wieder Sport treiben oder sich bewegen kann. Gemeinsam sollte dementsprechend die Rehabilitation auf die individuellen Anforderungen und Ziele angepasst werden.

Wenn du Hilfe in der Rehabilitation benötigst oder nach moderner Physiotherapie suchst, sind wir gerne für dich da. Dein Physiotherapie & Personal-Trainer Team aus der Karlsruher Oststadt.

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David Kunzmann

Ich bin David Kunzmann, Sportphysiotherapeut, Personal-Trainer und Geschäftsführer der DK Sports & Physio GmbH. Ich manage und optimiere die Rehabilitation und Leistungsfähigkeit von Leistungssportlern & aktiven Erwachsenen.

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Ich bin Marco Willy, Physiotherapeut und Personal-Trainer. Ich manage und optimiere die Rehabilitation und Leistungsfähigkeit von Leistungssportlern & aktiven Erwachsenen.

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Ich bin Lea Schütt, Physiotherapeut und Personal-Trainerin. Ich manage und optimiere die Rehabilitation und Leistungsfähigkeit von Leistungssportlern & aktiven Erwachsenen.

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Quellenangaben:
    1. Witvrouw, E., Callaghan, M. J., Stefanik, J. J., Noehren, B., Bazett-Jones, D. M., Willson, J. D., Earl-Boehm, J. E., Davis, I. S., Powers, C. M., McConnell, J., & Crossley, K. M. (2014). Patellofemoral pain: consensus statement from the 3rd International Patellofemoral Pain Research Retreat held in Vancouver, September 2013. British journal of sports medicine, 48(6), 411–414.
    2. DeHaven, K. E., & Lintner, D. M. (1986). Athletic injuries: comparison by age, sport, and gender. The American journal of sports medicine, 14(3), 218–224.
    3. Taunton, J. E., Ryan, M. B., Clement, D. B., McKenzie, D. C., Lloyd-Smith, D. R., & Zumbo, B. D. (2002). A retrospective case-control analysis of 2002 running injuries. British journal of sports medicine, 36(2), 95–101.
    4. Tállay, A., Kynsburg, A., Tóth, S., Szendi, P., Pavlik, A., Balogh, E., Halasi, T., & Berkes, I. (2004). A patellofemoralis fájdalom szindróma prevalenciája. A biomechanikai tengelyeltérések es a sportaktivitás szerepének elemzése [Prevalence of patellofemoral pain syndrome. Evaluation of the role of biomechanical malalignments and the role of sport activity]. Orvosi hetilap, 145(41), 2093–2101.
    5. American Academy of Family Physicians (2007). Information from your family doctor. Patellofemoral pain syndrome. American family physician, 75(2), 204. 
    6. Näslund, J., Näslund, U. B., Odenbring, S., & Lundeberg, T. (2006). Comparison of symptoms and clinical findings in subgroups of individuals with patellofemoral pain. Physiotherapy theory and practice, 22(3), 105–118.
    7. Piva, S. R., Fitzgerald, G. K., Irrgang, J. J., Fritz, J. M., Wisniewski, S., McGinty, G. T., Childs, J. D., Domenech, M. A., Jones, S., & Delitto, A. (2009). Associates of physical function and pain in patients with patellofemoral pain syndrome. Archives of physical medicine and rehabilitation, 90(2), 285–295.
    8. Moseley G. L. (2012). Teaching people about pain: why do we keep beating around the bush?. Pain management, 2(1), 1–3.
    9. Dye S. F. (2005). The pathophysiology of patellofemoral pain: a tissue homeostasis perspective. Clinical orthopaedics and related research, (436), 100–110.
    10. Macera C. A. (1992). Lower extremity injuries in runners. Advances in prediction. Sports medicine (Auckland, N.Z.), 13(1), 50–57.
    11. Fairbank, J. C., Pynsent, P. B., van Poortvliet, J. A., & Phillips, H. (1984). Mechanical factors in the incidence of knee pain in adolescents and young adults. The Journal of bone and joint surgery. British volume, 66(5), 685–693.
    12. Hart, H. F., Barton, C. J., Khan, K. M., Riel, H., & Crossley, K. M. (2017). Is body mass index associated with patellofemoral pain and patellofemoral osteoarthritis? A systematic review and meta-regression and analysis. British journal of sports medicine, 51(10), 781–790.
    13. van der Heijden, R. A., Lankhorst, N. E., van Linschoten, R., Bierma-Zeinstra, S. M., & van Middelkoop, M. (2015). Exercise for treating patellofemoral pain syndrome. The Cochrane database of systematic reviews, 1, CD010387.
    14. Logan, C. A., Bhashyam, A. R., Tisosky, A. J., Haber, D. B., Jorgensen, A., Roy, A., & Provencher, M. T. (2017). Systematic Review of the Effect of Taping Techniques on Patellofemoral Pain Syndrome. Sports health, 9(5), 456–461.
    15. Collins, N. J., Barton, C. J., van Middelkoop, M., Callaghan, M. J., Rathleff, M. S., Vicenzino, B. T., Davis, I. S., Powers, C. M., Macri, E. M., Hart, H. F., de Oliveira Silva, D., & Crossley, K. M. (2018). 2018 Consensus statement on exercise therapy and physical interventions (orthoses, taping and manual therapy) to treat patellofemoral pain: recommendations from the 5th International Patellofemoral Pain Research Retreat, Gold Coast, Australia, 2017. British journal of sports medicine, 52(18), 1170–1178.
    16. Crossley, K. M., Stefanik, J. J., Selfe, J., Collins, N. J., Davis, I. S., Powers, C. M., McConnell, J., Vicenzino, B., Bazett-Jones, D. M., Esculier, J. F., Morrissey, D., & Callaghan, M. J. (2016). 2016 Patellofemoral pain consensus statement from the 4th International Patellofemoral Pain Research Retreat, Manchester. Part 1: Terminology, definitions, clinical examination, natural history, patellofemoral osteoarthritis and patient-reported outcome measures. British journal of sports medicine, 50(14), 839–843. 
    17. Kannus, P., Natri, A., Paakkala, T., & Järvinen, M. (1999). An outcome study of chronic patellofemoral pain syndrome. Seven-year follow-up of patients in a randomized, controlled trial. The Journal of bone and joint surgery. American volume, 81(3), 355–363.