
Ein kurzer Überblick
Wenn sich jemand das Kreuzband reißt, denken die meisten direkt: „Eine OP muss her und der oder diejenige fällt mind. 9-12 Monate aus“.Für alle Fußball-Kenner: Das Beispiel Leroy Sané war im vergangenen Jahr in aller Munde.Ein möglicher Wechsel von Manchester City zum FC Bayern München ist wahrscheinlich aufgrund seiner Kreuzbandverletzung damals geplatzt. Er und die Zuständigen haben sich dazu entschlossen das Kreuzband operieren zu lassen. Aber muss das immer sein oder geht es vielleicht auch anders? Ist es im Profisport anders als bei Amateuren oder Nicht-Sportlern?Hätte eine Reha ohne OP vielleicht den gleichen Effekt?
In einem Case Report (Fallbericht) wurde das nicht-operative Management eines kompletten Kreuzbandrisses bei einem englischen Fußballspieler der Premier League dargestellt und erörtert, wobei die Rückkehr zum Sport (return to play) innerhalb von 8 Wochen und die problemlose Nachsorge nach 18 Monaten möglich war. Dieser Fall stellte das bisherige Dogma in Frage und bot einen Ausgangspunkt für dringend nötige Debatten über bewährte Verfahren, Behandlungsoptionen, Forschungsrichtungen – und das nicht nur auf der Eliteebene des Sports.
Es stellt sich also die Frage, wieso viele immer noch denken, dass eine Operation und ein Kreuzbandersatz immer nötig wäre, um wieder ein genauso leistungsfähiges und stabiles Knie zu haben wie vor der Verletzung.
Sehr interessant auch:
Jüngste Literaturrecherchen haben sowohl nicht-operierte als auch operierte Gruppen unter die Lupe genommen. In Bezug auf Schmerzen, Symptome, Funktion, Rückkehr zu sportlichen Niveaus, Lebensqualität, nachfolgende Meniskusrisse und Operationsraten sowie Prävalenz der radiologischen Kniearthrose (OA) gab es KEINE SIGNIFIKANTEN UNTERSCHIEDE zwischen den beiden Gruppen. Natürlich muss lässt man davon nicht auf alle Betroffenen oder dich als Individuum schließen. Jedoch zeigt es uns Hinweise, dass eine Operation nicht immer notwendig scheint.
(Smith et al 2014, Delincé und Ghafil 2012, Monk et al 2016).
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24238648
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21773828
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27039329
Der Meinung von Grindem et. al zufolge wird zu viel Fokus auf die Operation und Kreuzbandplastik gelegt und zu wenig auf die Rehabilitation und deren Inhalte.
Als Beispiel:
In einer Studie mit 111 Probanden hat man erschreckenderweise gesehen, dass nur 5% aller Probanden eine Reha nach evidenzbasierten Leitlinien (inkl. Agilitäts- und Landeübungen und ein strukturierter Plan für die Wiederaufnahme des Sports) erhalten haben. 45% haben nach 3 Monaten nach der OP keinen Kliniker gesehen und 70% haben niemals Übungen für die Agilität oder die Landung durchgeführt. Bevor immer wieder nur darüber diskutiert wird, ob man operiert oder nicht, sollte man sich Gedanken darüber machen wie man es schafft, eine erfolgreiche Reha nach evidenzbasierten Leitlinien nach Kreuzband-Verletzungen sicherzustellen. Das heißt eine bestmögliche physio- und trainingstherapeutische Versorgung zu gewährleisten.
https://bjsm.bmj.com/content/52/18/1162.long
Auch spannend für dich zu wissen – Gewisse Kreuzbandverletzungen heilen von alleine aus!
Gewisse Kreuzbandverletzungen zeigen eine morphologische Wiederherstellung auf – abhängig vom Schweregrad der Verletzung und dem Alter der verletzten Person.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5359784/
Letztendlich spielt es aber keine große Rolle, ob das Kreuzband eine Wiederherstellung zeigt, da man ja gesehen hat, dass man auch ohne Kreuzband in Bezug auf Schmerzen, Symptome, Funktion, Rückkehr zu sportlichen Niveaus, Lebensqualität, nachfolgende Meniskusrisse und Operationsraten sowie das Vorkommen der Kniearthrose im Vergleich zu einer Kreuzbandplastik ähnliche Ergebnisse sieht.
Ein gutes Beispiel für einen Elitesportler: DeJuan Blair spielte mehrere Saisons lang erfolgreich in der NBA für die San Antonio Spurs, ohne vordere Kreuzbänder in seinen Knien.
Das Fazit:
Alles in allem ist es wichtig, dich als Patienten über die aktuelle Datenlage aufzuklären und mit dir die Behandlungsoptionen zu besprechen. Dabei sollte man ausdrücklich darauf eingehen, dass eine gute Reha nach evidenzbasierten Leitlinien der wichtigste Baustein ist, um die gleichen Aktivitäten auf mindestens demselben Niveau wie vor der Verletzung ausüben zu können – unabhängig davon, ob die Versorgung operativ oder konservativ vollzogen wird.
Eine gemeinsame Entscheidungsfindung unter Berücksichtigung individueller Faktoren ist, wie so oft, mit am Wichtigsten.
Ich bin Sportphysiotherapeut, Personal-Trainer und Eigentümer eines kleinen Unternehmens. Ich manage und optimiere die Rehabilitation und Leistungsfähigkeit von Leistungssportlern & aktiven Erwachsenen.
Ich bin Sportphysiotherapeut, Personal-Trainer und Eigentümer eines kleinen Unternehmens. Ich manage und optimiere die Rehabilitation und Leistungsfähigkeit von Leistungssportlern & aktiven Erwachsenen.
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