
Arthrose wird in den kommenden Jahrzehnten zu einer der häufigsten Krankheiten in Bevölkerungsgruppen aus Ländern mit hohem Einkommen (Hunter et al.,2019). Die Kniearthrose ist ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem (Hunter & Bierma-Zeinstra, 2019; Prieto-Alhambra et al., 2014). Trotz der Diagnose Arthrose im Knie können die meisten der Betroffenen ein aktives, glückliches Leben führen.
1. Was ist es?
2. Was kann man dagegen tun und wie wichtig ist die Diagnose?
3. Sind Geräusche im Knie schlimm?
4. Halte deine Knie beweglich & fit
5. Einfache Übungen – Perfekt zum Start für dein Home-Workout
1. Was ist es?
Womöglich hast auch du schon mal unschöne Beschreibungen über deine Röntgenbilder zu hören bekommen – Ausdrücke wie „Knochen auf Knochen“, „Verschleiß“, „Degeneration“, „Abnutzung“, usw. Diese Ausdrücke können dir Angst machen und das ist völlig verständlich!
Bewegung ist vielleicht die beste Medizin für Arthrose. Ein Gelenk zu trainieren, von dem man dir gesagt hat, dass es sich abnutzt, mag zunächst kontraproduktiv klingen. Bewegung ist jedoch unerlässlich, wenn du eine Verschlechterung deiner Situation und gegebenenfalls eine Operation vermeiden willst.
Überaus wichtig für dich zu wissen ist, dass Veränderungen unserer Strukturen (oft Degenerationen genannt) nicht einmal immer schmerzhaft sein müssen, da diese Entwicklung den normalen Prozess des Älterwerdens widerspiegelt und nicht unbedingt einen bedrohlichen Gewebeschaden.
Die Arthrose ist ein weiteres tolles Beispiel dafür, dass du durch Training, Anpassung und einen gesunden Lebensstil im Allgemeinen einen großen Einfluss auf deine körperliche Leistungsfähigkeit und Schmerzwahrnehmung haben kannst.
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begrifflichkeiten Arthrose, Arthritis und rheumatoide Arthritis zum Teil als Synonym verwendet. Bei der Arthrose handelt es um eine altersbedingte Veränderung im Gelenk, welche keine entzündlichen Prozesse als Grundlage hat. Die Arthritis ist ein Oberbegriff für Erkrankungen die mit einer Entzündung einhergehen. Man unterscheidet hierbei die deutlich seltenere infektionsbedingte Arthritis, beispielsweise durch Krankenhauskeime und die rheumatoide Arthritis, wobei es durch eine Autoimmunerkrankung zur Entzündung kommt.
Außerdem gibt es viele Aussagen zum Thema Arthrose, die man immer wieder hört. Eine ist zum Beispiel, dass Laufen bzw. Joggen das Risiko erhöhen soll, eine Kniearthrose zu entwickeln. Laut Lo et al., (2017) kommt es während des Laufens zu einer hohen Belastung des Knies und Läufer sind anfällig für Knieverletzungen (siehe hier “Patellofemorales Schmerzsyndrom”, “Läuferknie”, “Patellatendinopathie”), die je nach Untersuchung bei 7-50% der Läufer auftreten.
Intuitiv könnte man aufgrund dieser Eigenschaften erwarten, dass Läufer ein höheres Risiko für eine Kniearthrose haben. Dies konnte in einer großen Untersuchung nicht bestätigt werden, es wurde kein erhöhtes Risiko für Kniearthrose festgestellt. Es scheint also aus Sicht der Kniegesundheit nicht schädlich zu sein. Dagegen bietet es einige Vorteile wie ein kostenloses Training, wenig benötigtes Equipment, durchführbar in verschiedenen Intensitäten und unterschiedlicher zeitlicher Dauer und der positive Effekt auf die Gesundheit (Lo et al., 2017).
2. Was kann man dagegen tun und wie wichtig ist die Diagnose?
Wir wissen anhand zahlreicher Untersuchungen, dass Bewegung und Gewichtsverlust deine körperlichen Funktionen verbessert und auch Schmerzen lindern kann. Diese Maßnahmen haben sich als wirksam erwiesen, erfordern jedoch womöglich Anpassungen deines Lebensstils. Genau deshalb dient dein Wissen über Arthrose, die innerhalb einer grundlegenden Aufklärung durch deinen Therapeuten/Arzt erfolgen sollte als Grundlage für deine positive Entwicklung. Dies steigert die Wahrscheinlichkeit, dass es dir gelingt das Trainings- und Gewichtsverlustprogramm einzuhalten (Gay et al., 2016).
Nicht jeder Schmerz ist gleichbedeutend mit strukturellem Schaden und nicht jede Arthrose ist schmerzhaft (Davis et al., 1992; Hannan et al., 2000; Neogi et al., 2009). Als Behandlung sind laut Hunter, 2019 Arthroskopien und Opiodeinnahme bei Kniearthrose nicht empfehlenswert.
Skou et al. (2018) beschreibt in seiner Studie, dass bei Patienten mit Kniearthrose eine ähnliche und anhaltend langfristige Schmerzlinderung durch Bewegungstherapie und Aufklärung, unabhängig von der anfänglichen körperlichen Aktivität, festgestellt werden konnte (Skou et al., 2018). Henriksen et al. (2016) stellen fest, dass die Trainingstherapie bei Kniearthrose für die Schmerzlinderung so wirksam wie orale Analgetika (Schmerzmedikamente) ist (Henriksen et al., 2016). Diese große Analyse mit insgesamt mehr als 9.800 Teilnehmern lässt erkennen, dass bei Kniearthroseschmerzen die Effekte von Bewegung und von oralen Analgetika (Schmerzmedikamente) vergleichbar sind. Innerhalb dieser Analyse wird deutlich, dass Training im Vergleich zu keiner Maßnahme eine Verbesserung der Schmerzintensität um 46% aufweist. Das heißt, du hast die Möglichkeit deine Schmerzen durch Übungen zu halbieren.
Ein positiver Effekt des Krafttraining der Kniestreckermuskulatur ist die mögliche Prävention der Kniearthrose. In einer Untersuchung von Øiestad et al. (2015) wurde herausgefunden, dass die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer symptomatischen oder asymptomatischen (ohne Symptome) Kniearthrose durch eine Schwäche der Kniestreckermuskulatur möglicherweise steigt (Øiestad et al., 2015).
Für weitere Informationen zum Training schau gerne bei unserem Blogbeitrag “Für wen ist Krafttraining gefährlich?” vorbei.
3. Sind Geräusche im Knie schlimm?
Kniegeräusche werden in der Fachliteratur auch als Krepitus bezeichnet. Fragt man Patienten, was sie zu den Geräuschen in ihrem Knie denken, kommt häufig die Antwort „Mein Gelenk ist abgenutzt“. Das ist ein starker Glaube und wird einen Einfluss auf das Verhalten des Patienten haben (Robertson, 2010). Sowohl medizinisches Fachpersonal als auch Laien haben unterschiedliche Meinungen dazu, ob Geräusche im Knie bedenklich sind. Was kann man in der Literatur dazu finden? In einer Untersuchung von Menschen mit Kniearthrose mit und ohne Geräusche im Knie wurde Folgendes herausgefunden. Beurteilt wurde sowohl die subjektive (selbsteingeschätzte) Funktion, Kraft, Lebensqualität und Schmerzwahrnehmung, als auch die objektive Messung der Parameter mittels Messverfahren. Bei der objektiven Funktion wurde kein Unterschied zwischen den Gruppen festgestellt. Subjektiv schätzten die Teilnehmer mit Kniearthrose und Geräuschen im Knie die körperliche Funktion und die kniebezogene Lebensqualität als etwas geringer ein (Pazzinatto et al., 2019). Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Teilnehmer die Geräusche im Knie als Bedrohung (etwas Schlimmes) wahrnehmen und daher trotz gleicher objektiver Testergebnisse in dem Knie, welches Geräusche macht, ein schlechteres Gefühl haben.
Robertson et al. (2017) untersuchten genau dieses Phänomen und konnten bestätigen, dass Geräusche im Knie negative Emotionen und Überzeugungen hervorruft und letztlich zu verändertem Verhalten führt. Die Geräusche im Knie veranlasst die Teilnehmer der Studie nach den Ursachen dafür zu suchen, außerdem führten die Geräusche zu dem Gefühl des vorzeitigen Alterns und einer Reihe weiterer negativer Gefühle. Des Weiteren kam es bei den Teilnehmern zum Vermeiden der Auslösung der Geräusche, welches zu einem Angstvermeidungsverhalten bezogen auf diese Bewegungen führte (Robertson et al., 2017). All diese Emotionen führen zu einem Verhalten, welches nicht förderlich für die Arthrose ist.
Durch die Untersuchung wird das Verlangen der Patienten nach der Ursache der Geräusche deutlich (Robertson et al., 2017b). Was steckt also dahinter? Allgemein sind Geräusche in Gelenken schwer messbar und damit auch eingeschränkt untersuchbar. Was man herausgefunden hat ist, dass man die Geräusche in pathologische (mit einer Erkrankung als Hintergrund) und physiologische (normal) aufteilt. Die pathologischen Geräusche sind sehr selten. Sie zeichnen sich durch schmerzhafte Geräusche aus und treten beispielsweise im Rahmen einer Arthritis auf. Untersucht werden kann die Quelle der Geräusche anhand von bildgebenden Verfahren.
Die normalen Geräusche sind deutlich häufiger und treten vor allem bei Aufwärmübungen und Aktivitäten auf, bei denen man in die Hocke geht z.B. Kniebeugen. Dabei handelt es sich vermutlich entweder um Gasblasenveränderungen im Gelenk, wie beim Knacken der Fingerknöchel oder um die Kniescheibenbewegung durch den Zug der Muskulatur (Quadriceps). Beides ist kein Grund zur Besorgnis und sollte als völlig normal angesehen werden. McCoy et al. (1987) untersuchten 247 symptomatische und 250 normale Knie und stellten fest, dass 99 % der schmerzfreien Teilnehmer ein patellofemorales (= unter der Kniescheibe) Geräusch aufwiesen.
Zusammenfassend ist es relevant den Patienten die Angst vor dem Knacken und Knirschen zu nehmen, da es in der Regel ein normales Kniegeräusch und kein Anzeichen für eine Schädigung ist. Somit kann das Vertrauen in das Gelenk und seine Funktion und damit die Aktivität des Menschen aufrechterhalten werden.
4. Halte deine Knie beweglich & fit
Deine Kenntnis über Arthrose, angepasste Bewegung und sogar Krafttraining haben einen positiven Effekt bei Kniearthrose (Imoto et al., 2019). Eine Leitlinie aus den Niederlanden bestätigt dies und empfiehlt eine Kombination aus Muskelkrafttraining, aerobem Training und Funktionstraining. Bei Muskelkrafttraining zielt das Training hauptsächlich auf die großen Muskelgruppen ab, die das Knie- und Hüftgelenk umgeben (insbesondere Kniestreckern, Hüftabduktoren und Kniebeugern). Für das aerobe Training wären Aktivitäten mit einer relativ geringen Belastung der Gelenke, wie Gehen, Radfahren, Schwimmen, Rudern und Ellipsentraining empfohlen. (Dr. C.S. Kampshoff et al., 2018)
5. Einfache Übungen – perfekt zum Start für dein Homeworkout
Rocha et al., (2019) konnten in ihrer Metaanalyse bei allen eingeschlossenen Studien Schmerzlinderung durch Krafttraining feststellen. Einige fragen sich bestimmt, wie man damit am besten anfängt. Es hilft schon allgemein in deinen Alltag mehr Bewegung zu integrieren. Zusätzlich kannst du ganz einfach zuhause ein Bodyworkout starten. Beginne mit drei Runden und 15-20 Wiederholungen und passe die Bewegung (z.B. Geschwindigkeit und Bewegungsweite) so an, dass du keine Schmerzen dabei hast (maximal ein leichtes ziehen).
Hoffentlich sind die Informationen für dich hilfreich und die Übungen motivierend. Wenn du noch mehr wissen möchtest, unterstützen wir dich gerne bei Fragen oder bei der Gestaltung deines Trainings inklusive einem geeigneten Trainingsplan, Vorgaben zur individuell angepassten Belastungssteuerung und sinnvollen Übungen. Komm einfach auf uns zu.
Dein Physioteam aus der Karlsruher Oststadt
Ich bin David Kunzmann, Sportphysiotherapeut, Personal-Trainer und Geschäftsführer der DK Sports & Physio GmbH. Ich manage und optimiere die Rehabilitation und Leistungsfähigkeit von Leistungssportlern & aktiven Erwachsenen.
Ich bin Marco Willy, Physiotherapeut und Personal-Trainer. Ich manage und optimiere die Rehabilitation und Leistungsfähigkeit von Leistungssportlern & aktiven Erwachsenen.
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